Wie prüfe ich Anspruchsaufbau und Anspruchsgrundlagen im Zivilrecht?
Einführung in den Anspruchsaufbau im Zivilrecht
Der Anspruchsaufbau im Zivilrecht ist das Gerüst, auf dem die Prüfung aller zivilrechtlichen Ansprüche basiert. Er besteht aus mehreren Schritten, die sicherstellen, dass alle relevanten rechtlichen Aspekte berücksichtigt werden. Zunächst muss festgestellt werden, ob eine Anspruchsgrundlage besteht. Dies könnte ein vertraglicher Anspruch, ein deliktischer Anspruch oder ein Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung sein.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Prüfung der Voraussetzungen dieser Anspruchsgrundlagen. Hierbei wird untersucht, ob die spezifischen Bedingungen, die das Gesetz an die jeweilige Anspruchsgrundlage knüpft, erfüllt sind. Beispielsweise erfordert ein Schadensersatzanspruch aus Vertrag das Bestehen eines wirksamen Vertrages sowie einen Schaden, der durch eine Pflichtverletzung verursacht wurde.

Analyse der Anspruchsgrundlagen im Reiseverkehr
Im Bereich des Reiseverkehrs sind häufig Ansprüche aufgrund von Verspätungen, Annullierungen oder Gepäckverlusten relevant. Diese Ansprüche können auf verschiedenen Grundlagen beruhen, wie z.B. vertraglichen Vereinbarungen zwischen Reisenden und Transportunternehmen oder spezifischen gesetzlichen Regelungen, die den Schutz der Reisenden sicherstellen.
Die Prüfung dieser Ansprüche erfordert eine genaue Analyse der zugrundeliegenden Verträge und der anwendbaren gesetzlichen Bestimmungen. Hierbei ist insbesondere zu prüfen, welche Rechte und Pflichten sich aus dem Beförderungsvertrag ergeben und inwiefern gesetzliche Verbraucherschutzvorschriften, wie die EU-Fluggastrechteverordnung, Anwendung finden.
Prüfung von rechtshemmenden Einreden bei Ansprüchen
Rechtshemmende Einreden spielen eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung von Ansprüchen. Sie können die Durchsetzbarkeit eines an sich bestehenden Anspruchs temporär oder dauerhaft verhindern. Beispiele für solche Einreden sind die Verjährung oder das Vorliegen eines Erlöschensgrundes wie die Erfüllung.

Bei der Prüfung von Ansprüchen im Reiseverkehr ist besonders darauf zu achten, ob Einreden wie die Verjährung geltend gemacht werden können. Die Verjährungsfristen können je nach Anspruchsgrundlage und den spezifischen Umständen des Einzelfalls variieren.
Vergleich von vertraglichen und quasi-vertraglichen Ansprüchen
Vertragliche Ansprüche entstehen aus den Vereinbarungen, die die Parteien getroffen haben, während quasi-vertragliche Ansprüche sich aus gesetzlichen Regelungen ergeben, die bestimmte rechtliche Wirkungen ähnlich denen von Verträgen entfalten. Im Reiseverkehr können beide Arten von Ansprüchen relevant sein, je nachdem, ob ein expliziter Vertrag zwischen den Parteien geschlossen wurde oder ob gesetzliche Schutzvorschriften greifen.
Ein typisches Beispiel für einen quasi-vertraglichen Anspruch im Reiseverkehr ist der Anspruch auf Ausgleichszahlungen nach der EU-Fluggastrechteverordnung bei Flugverspätungen oder -ausfällen, der unabhängig von einem spezifischen Vertrag zwischen Passagier und Fluggesellschaft besteht.

Gesetzliche Grundlagen für die Prüfung von Ansprüchen im Zivilrecht
Zur fundierten Prüfung von Ansprüchen im Zivilrecht ist die Kenntnis der relevanten gesetzlichen Bestimmungen unerlässlich. Im deutschen Recht sind dies insbesondere das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und spezielle Gesetze wie das Handelsgesetzbuch (HGB) oder die bereits erwähnte EU-Fluggastrechteverordnung.
Die Kenntnis dieser Gesetze ermöglicht es, die Ansprüche präzise zu prüfen und zu bestimmen, welche rechtlichen Schritte zur Durchsetzung oder Abwehr von Ansprüchen erforderlich sind. Dabei ist es wichtig, stets die neuesten rechtlichen Entwicklungen und Gerichtsentscheidungen im Blick zu behalten, um auf einer soliden und aktuellen rechtlichen Grundlage zu agieren.
Prüfungsreihenfolge der Anspruchsgrundlagen - Jura Online
Mobiliarsachenrecht - Anspruchsgrundlagen und Konkurrenzen